Über Stock und Stein - Interview mit Trail Runner Michael Raab

Michael Raab
Weg vom Asphalt, rein ins Gelände: Trail Running etabliert sich immer mehr, auch im urbanen Umfeld. Michael Raab ist selbst enthusiastischer Trail Runner und Mitbegründer von Trail Maniak, einem Trail Running-Anbieter, der unter anderem mit kosentlosen Trail-Lauftreffs in München zeigen will, dass man den Sport durchaus auch in der Stadt intensiv aus- und erleben kann. Wir sprachen mit dem 43jährigen Obergiesinger.

Die verrücktesten, anspruchsvollsten Trails/Rennen, die Du schon gelaufen bist?
Raab: Verrückt, und dafür stehen wir TRAIL-MANIAKs im positiven Sinne ja, ist das Vertical Up Ende Februar in Kitzbühel. Im Dunkeln geht es einmal die original Streif, die spektakulärste Ski Weltcup Rennstrecke, rauf. Am anspruchsvollsten war definitiv der Ultra Trail du Mont Blanc. Regen am Start um Mitternacht in Chamonix, oben auf den ersten beiden Bergen Schnee, insgesamt 170 km
und 9.700 hm. Die Ausfallquote lag bei über 50 %. Und am schönsten der Marathon des Salbes. Ein Etappen-Rennen durch die Sahara Marokkos. Du musst alles selbst mitschleppen. Essen, Schlafsack, Ausrüstung, bekommst eine Woche lang nur Wasser und keine Emails.

Foto: Trail Maniak
Was reizt Dich persönlich am Trail Running?
Raab: Es ist die ursprünglichste Form des Laufens. Abseits fester Wege und Straßen. Dafür brauche ich weder Trainingsplan noch Pulsuhr. Ich bin frei und komme in traumhaft schöne Gegenden. Dazu zählt für mich schon die Isar. Und es gibt keine Definition, was Trail Running ist, wie zum Beispiel beim Marathon. Entsprechend offen und gesellig ist die Szene. Auch bei Wettkämpfen. Da bleibst du gerne auch mal stehen und machst ein paar Fotos.

Bei Euren Lauftreffs sind Trail-Guides mit dabei? Was haben die für eine Ausbildung?
Raab: Bis dato gibt es keine geschützte Berufsbezeichnung. Wer bei uns eine Gruppe führt, der muss folgende Voraussetzungen erfüllen: Soziale Kompetenz im Sinne die Gruppe ist wichtiger als das eigene Ego, das dennoch natürliche Autorität ausstrahlen muss. Die Sicherheit steht an erster Stelle. Das heißt niemanden überfordern. Gefolgt vom Spaß. Das bedeutet niemand sollte unterfordert sein. Und selbstverständlich ein respektvolles Bewegen in der Natur. Wir selbst haben verschiedene Sport- und Trainerausbildungen, Menschen auf Marathons ebenso wie auf Ironmans vorbereitet und langjährige Erfahrungen im Führen von Gruppen im Gelände.

Wie hat sich der Sport aus Deiner Sicht entwickelt?

Raab: Bei uns steckt er noch in den Kinderschuhen. Bei einem Blick nach USA, Frankreich und Spanien zeigt sich das Potential. Ferner spüren wir, dass zusehends Straßenläufer und Triathleten dazu kommen, die neues entdecken wollen. Ein Trend, der überall zu beobachten ist: Länger, höher, weiter, extremer. Das muss gar nicht sein. Denn lieber eine kürzere Distanz genießen als auf einer Ultradistanz sich quälen, womöglich scheitern oder sich in Gefahr begeben. Es ist eben nicht alle fünf
Kilometer ein Verpflegungsposten. Was die Zukunft angeht, so glaube ich, dass Trail Running weiter an Fans gewinnen wird. Ob man dabei läuft, walkt oder wandert, spielt für mich keine Rolle. Also sich nichts einreden lassen, sondern raus, ausprobieren und sein eigenes Tempo finden.

Wie viele Kilometer läufst Du pro Woche?
Raab: 2012 waren es über das ganze Jahr durchschnittlich über 60 km. Aufgrund des frostigen, grauen Wetters hatte ich heuer bis dato nicht so recht Lust. Aber jetzt kommt ja endlich der Frühling und dann sind auch wieder Wochen mit über 100 km drin.

Foto: Trail-Maniak
Seit wann gibt es die Samstagstruppe? Welches Konzept steckt dahinter?
Raab: Los ging es in München am 9. Februar 2013. Das Konzept ist einfach: Kommen, dabei sein, sich austauschen, zusammen laufen. Deshalb haben wir auch Gruppen mit unterschiedlichem Tempo am Start. Dieses bestimmen nicht die Guides, sondern die Teilnehmer. Es soll eben niemand über- noch unterfordert sein. Wir treffen uns um 10 Uhr am Gasthaus Siebenbrunn. Bei der Begrüßung heißen wir Neue willkommen und sagen etwas über die geplanten Strecken. Geplant deshalb, weil unterwegs eben je nach Lust und Laune verkürzt oder verlängert wird. Gerade jetzt, wo es so kalt war, haben sich alle auf den Tee und die fränkischen Spezialitäten danach gefreut. Im Sommer dann auf den Biergarten. Da wir selbst fast täglich laufen und uns über jeden neuen TRAIL-MANIAK freuen, ist die Teilnahme kostenlos. Ferner ist für uns das Verbindende wichtig. Deshalb fährt der Trail Lauftreff München am Wochenende 26./28. April zu seinem Pendant an den Wörthersee. Wer dann länger bleiben und die Gegend bis hinüber nach Slowenien erkunden möchte, bleibt einfach länger und läuft beim Camp mit.
Wie viele Teilnehmer sind im Schnitt in München mit dabei?
Raab: Über 30, Tendenz steigend.

Besondere Events in Bayern geplant?
Raab: Auf jeden Fall im Sommer raus nach Wolfratshausen laufen und mit dem Floß zurück. Darüber hinaus rocken wir nicht nur die Isar Trails, sondern fahren zusammen auch in die Berge, sei es an den Tegernsee, Schliersee oder Richtung Garmisch.

Empfehlenswerte Events?
Raab: Ein populärer Lauf ist der Andechs Trail, der aber leider schon voll ist. Interessant ist auch der Zugspitz Ultratrail mit Strecken von 35 bis 100 km und der Pitztal-Gletscher TRAILMANIAK mit dem höchsten Alpin-Marathon der Alpen sowie 13 und 95 km sowie KIDS Trail. Absolut empfehlenswert ist im September der Voralpen Marathon in Kempten.

Trail-Lauftreff München:
Nächster Termin Samstag, 20. April, 10 Uhr, Gasthaus Siebenbrunn, München, am Tierpark, dann vierzehntägig
Petra Rapp

Ein weiterer Artikel zum Thema auf der TZ Draußen-Seite: pdf zum Download