Mit Rückenwind - Die E-Bike-Welle rollt immer stärker über Stadt und Land

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Von eingefleischten Radfahrern werden sie kritisch beäugt, von vielen auch strikt abgelehnt. „Das ist doch nur was für Bewegungsphlegmatiker! Wenn ich da, wo ich hinwill, nicht mehr aus eigener Kraft hinkomme, dann darf ich eben nicht so weit oder so hoch hinauf radeln“, meint ein ambitionierter Mountainbiker zur tz. Und klar ärgert ihn das brutal, wenn er am Berg von einem E-Mountainbike-Fahrer überholt wird. Fakt aber ist, Elektroräder werden immer beliebter, im Tal und auch am Berg. Laut Zweirad-Industrie-Verband ZIV wurden 2012 rund 380.000 E-Bikes in Deutschland verkauft. 95 Prozent davon waren sogenannte Pedelecs, also Fahrzeuge die das Pedalieren bis zu einer Geschwindigkeit von bis zu 25 km/h unterstützen. Damit sind insgesamt über 1,3 Millionen E-Bikes auf Deutschlands Straßen unterwegs, Tendenz stark steigend.

Die Vorteile dieser Fahrradgeneration: „Elektroräder der Pedelec-Klasse sind gesund und sorgen für ein unvergleichbares Fahrgefühl“, erklärt Dr. Achim Schmidt, Sportwissenschaftler und Radsportexperte an der Deutschen Sporthochschule Köln. „Selbst bei Gegenwind und in hügeligen oder bergigen Gegenden kann man immer im persönlich optimalen Belastungsbereich bleiben.“ Zudem können auch Paare mit unterschiedlicher Leistungsstärke wieder gemeinsam radeln sowie ältere Menschen oder Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen ihren Radius damit enorm vergrößern. „Wenn jemand, der sonst nicht radeln würde, damit dann sein Auto stehen lässt, ist es auch für mich in Ordnung“, lenkt unser Mountainbiker später ebenfalls ein.

Wer diese Saison mit Zusatzschub in die Pedale treten möchte, dem bietet der Fachhandel eine riesige Modellauswahl. Jeder Radtyp ist auch in einer Rückenwind-Variante erhältlich. „Für ein E-Bike muss man ungefähr das zweieinhalbfache eines guten Fahrrads ansetzen, das im Allgemeinen zwischen 700 und 1.000 Euro kostet“, so E-Bike-Experte Gunnar Fehlau, mit Peter Barzel Autor des Buches „Das E-Bike“. „Allein die hochwertigen Akkus können mit 400 bis 800 Euro zu Buche schlagen.“ Bei intensiven Anforderungen und höheren Komfortansprüchen sind die Preisgrenzen von Pedelecs nach oben fließend. „Gute Pedelecs der schnellen S-Klasse, deren Motoren bis 45 km/h unterstützen, kosten in etwa so viel wie ein Motorroller. Wer damit dann richtig Spaß haben will, sollte sich beim Kauf aber nicht nur gut beraten lassen, sondern unbedingt auch mehrere Modelle Probe fahren“, empfiehlt Fehlau. Petra Rapp


E-Bike Kauftipps
Qualität und Komfort: Bei den höheren Durchschnittsgeschwindigkeiten, die man mit einem E-Bike erreicht, sind ein stabiler Rahmen, leistungsstarke Bremsen, eine Federgabel und hochwertige Komponenten nicht nur Komfortmerkmale, sondern auch ein Sicherheitsplus.
Beleuchtung: Für Pedelecs gilt das gleiche wie für Fahrräder: Sie müssen im Verkehr mit einer funktionierenden Beleuchtung nach StVZO ausgestattet sein. E-Bike-Fahrer sind oft schneller als andere Verkehrsteilnehmer sie einschätzen. Sie müssen deshalb selbst nicht nur gut sehen, sondern auch gut gesehen werden können. Eine hochwertige Beleuchtung ist deshalb ein Muss.
Reifen: „Ein Pannenschutz sollte bei E-Bikes eine Selbstverständlichkeit sein. Wichtig sind zudem Haftung, Dämpfungsverhalten und Rollwiederstand“, so Katrin Pfeuffer von der Traditionsmarke Hercules. Letzterer hat einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf die Reichweite des E-Bikes. Hier gibt es inzwischen speziell für E-Bikes entwickelte Reifen mit Pannenschutzgürtel (z.B. „Energizer“ von Schwalbe).
Akku: Mit modernen, leistungsfähigen Akkus mit Lithium-Ionen-Technologie können unter optimalen Bedingungen Reichweiten jenseits der 100 Kilometer-Marke erzielt werden. „Fahrstil, Relief, Wind oder Reifendruck sind Einflussfaktoren, denen die Reichweite unterliegt. Verlässt sich der Kunde blind auf die Angaben von Herstellern vorgeblicher Schnäppchen, kann es passieren, dass er schnell am Berg verlassen ist“, sagt Christian Malik vom Mountaibike-Hersteller Haibike. Ein gutes Maß für die Reichweite bieten die Wattstunden (Wh) des Akkus. Sind die nicht angegeben, lassen sie sich leicht errechnen, indem man die Voltstärke mit den Amperestunden multipliziert.
Sitz des Motors: Er entscheidet über die Fahreigenschaften des E-Bikes. Fahrdynamisch umstritten ist der Vorderradnabenmotor: Sein Zusatzgewicht am Vorderrad erschwert mitunter das Lenken, während auf rutschigem Untergrund mit einem Durchdrehen des Rades zu rechnen ist. Velos mit Mittelmotor behalten am ehesten das charakteristische Fahrverhalten ihrer motorlosen Pendants. Mit hoher Laufruhe und Spurtreue punktet der Motor in der Hinterradnabe.

Quelle: www.pd-f.de