Auf Schatzsuche - Geocaching, die moderne Form der Schnitzeljagd begeistert immer mehr Menschen

Foto: Robin Ewers
Sie wundern sich auch des Öfteren über Menschen, die wie ferngesteuert suchend quer durch den Bergwald irren, in jedem Felsloch herumstochern oder nachts an den unmöglichsten Orten in der Stadt mit Stirnlampe und Handy bewaffnet in dunklen Ecken rumwühlen? Dann sind sie auch ein „Muggel“, ein Mensch, der noch nicht vom Geocaching-Virus befallen ist. Ein bisschen zur Sucht kann diese moderne, GPS oder Smartphone gesteuerte Schatzsuche nämlich schon werden, sagen eingefleischte Nerds.

Als Nerd würde sich Robin Ewers nicht unbedingt sehen, aber fasziniert und begeistert ist er schon vom Geocaching. Der studierte Stadtplaner betreibt seit fünf Jahren eine eigene Geocaching-Webseite, organisiert Geocaching-Kurse, GPS-Seminare und schreibt Bücher darüber. „Beim Geocaching geht es darum, raus in die Natur zu kommen, sich zu bewegen und auch den geistigen Horizont zu erweitern. Ich entdecke dabei ständig neue Dinge. Manche Caches führen einen an besondere Orte, die man alleine nicht gefunden hätte. Oder man erfährt interessante Dinge über die Umgebung, da man zur Lösung eines Rätsels braucht. Andere warten mit kniffeligen Aufgaben auf, bei denen man um die Ecke denken muss und viel Geduld haben sollte. Weil jeder Cache anders ist, wird es nie langweilig“, sagt er über sein Hobby, das für ihn Natur, Technik, Denksport, Kreativität und Abenteuer verbindet und immer mehr Menschen begeistert. Allein die Seite www.geocaching.com als wichtigstes Portal der Szene hat derzeit mehr als sechs Millionen registrierte Nutzer. In Deutschland sind bereits über 300.000 Caches verzeichnet, die es mit Hilfe von im Internet veröffentlichten GPS-Koordinaten zu finden gilt.

Foto: Robin Ewers
Ein solcher Cache besteht aus einem Behälter mit einem Objekt zum Tauschen und einem Logbuch, in das sich der Finder einträgt. Jeder Geocacher hat dabei so seine Vorlieben für eine der inzwischen vielfältigen Cacharten. „Statistik-Geocacher, die möglichst viele Geocaches finden möchten, halten sich an die sogenannten Traditionals. Genuss-Geoacher erfreuen sich an einem gut durchdachten Multi-Cache. Rätselfreunde lieben Mystery-Caches und Abenteuerlustige bevorzugen Klettercaches, Nachtcaches und Lost Places“, erklärte Evers und als Muggel merkt man schnell, dass das Thema samt seiner Begrifflichkeiten inzwischen doch sehr komplex ist. Geocaching-Einsteigern oder Familien mit Kindern empfiehlt er, einfache Caches wie ein Traditional mit geringem Schwierigkeitsgrad, um möglichst schnell ein Erfolgserlebnis zu haben. 

Foto: Robin Ewers
Was braucht man alles dazu? Prinzipiell nicht viel. Zur Grundausrüstung gehört ein GPS-Gerät oder Smartphone. „Smartphones haben den Vorteil, dass man Informationen zum Cache und das Kartenmaterial quasi immer zur Verfügung hat. Man kann also auch mal spontan einen Cache machen, ohne sich die Informationen auszudrucken oder auf das Outdoor-GPS-Gerät laden zu müssen. Nachteile sind die schlechtere Akkulaufzeit, die teilweise geringere GPS-Genauigkeit, eventuell schlechter Netzempfang und die meist geringere Robustheit der Smartphones“, sagt Evers, der selbst ein GPS-Gerät bevorzugt. Man sollte zudem immer einen Stift, etwas Papier, eine kleine Taschenlampe und auch einen kleinen Tauschgegenstand dabei haben. Ansonsten hängt die Ausrüstung sehr von der Cacheart ab. Zum Geocaching in der Natur braucht man ansonsten alles, was man für eine Wander- oder Bergtour auch braucht. Bei T5-Caches, wo man schon mal Tauchen oder Klettern muss, ist zusätzlich spezielle Ausrüstung gefragt. Wer das Geocaching einfach mal ausprobieren will: Zahlreiche Berg- und Ferienregionen bieten inzwischen geführtes Geocaching für die ganze Familie an. Petra Rapp

Links zum Thema:

Buchtipp:
Geocaching von Robin Ewers, Praxiswissen vom Profi zu Ausrüstung, Cache-Arten und Suche, ISBN 978-3-7654-5988-7, € 19,99, Bruckmann Verlag, www.bruckmann.de


Zehn wichtige Geocaching-Begriffe

Tradi: Traditional Cache, nur eine Station/ein Versteck.
Multi: Multi-Cache, besteht aus mindestens zwei Stationen. An der ersten Station gibt es ein Rätsel zu lösen oder einen versteckten Behälter zu finden, der die Koordinaten für die nächste Station enthält.
Muggel: Begriff kommt aus den Harry Potter-Romanen. Beim Geocachen werden damit Menschen bezeichnet, die selbst nicht cachen.
Owner: Eigentümer eines Caches. Derjenige, der den Cache gelegt hat.
Logbuch: Liegt jedem Cache bei. Dort sollte der Cachfinder zumindest Datum, Nickname und Uhrzeit eintragen.
Trackable: Gegenstand, dessen Weg nachvollzogen werden kann. Das können beispielsweise irgendein Travelbug (TB) oder eine individuell geprägte Münze (Geocoin) sein.
FTF: First to Find. Erstfund/Erstfinder eines Caches
DNF: Did not Find. Der Geocache wurde nicht gefunden.
CITO: Cache In Trash Out – Müll raus. Event, bei dem Geocacher gemeinsam Müll in einem Gebiet aufsammeln und entsorgen.
T5: Cache mit einer Geländewertung von fünf, z.B. Klettercache, Tauchcache. Benötigt Spezialausrüstung.


Naturverträgliches Geocaching – Tipps zum richtigen Verhalten

Je mehr Cacher unterwegs sind, umso öfter kommt es auch zu Berührungspunkten und Konflikten mit anderen Interessensgruppen (z.B. Jägern, Förstern, Grundbesitzern, Bauern, Naturschutz). Hier einige wichtige Verhaltenstipps:
  • Verlassen Sie in Naturschutzgebieten nicht die Wege.
  • Begegnen Sie Förstern, Waldbesitzern u.a. mit Respekt und seien Sie dialogbereit.
  • Verzichten Sie auf die Suche nach einen Cache, wenn Sie sehen, dass er zu Konflikten führen könnte.
  • Betreten Sie keine jagdlichen Einrichtungen.
  • Informieren Sie sich über Setz- und Brutzeiten von Wildtieren.
  • Besuchen Sie keine Caches in Höhlen während der Überwinterungszeit von Fledermäusen.
  • Tragen Sie beim Nachtcachen eine eingeschaltete Stirnlampe, damit Sie gesehen werden und vermeiden sie unnötigen Lärm.
  • Weisen Sie Owner auf mögliche Probleme und Konflikte hin.

Der Beitrag ist auch auf der TZ Draußen-Seite erschienen.