Immer höher hinauf - Richtig vorbereitet zum Höhentrekking und Höhenbergsteigen

Alix von Melle, Foto Luis Stitzinger
Warum steigen Menschen auf die Berge? „Weil sie da sind“, antwortete darauf einst Sir Edmund Hillary. Der neuseeländische Erstbesteiger des Mount Everest hat 1953 gemeinsam mit dem nepalesischen Sherpa Tenzing Norgay den Weg in die höchsten alpinen Sphären eröffnet. Dem streben sehr viele Bergsteiger heute nach, was in jüngster Vergangenheit am Everest aber auch zu großen Konflikten geführt hat. Bergsport boomt und die Nachfrage nach Trekkingreisen und Bergexpeditionen in große Höhen und exotische Regionen steigt stetig. Eine Sehnsucht, die die Münchner Alpinistin und mehrfache 8000er-Besteigerin Alix von Melle nur zu gut versteht: „Man muss im Leben keinen 8000er bestiegen haben, aber als begeisterter Alpinsportler sollte man einmal zumindest eine Trekkingreise in die Himalayaregion gemacht haben. Das ist einfach superschön“, sagt sie.

Rupert Hauer
Wer nach Höherem strebt, sollte sich aber unbedingt spezifisch darauf vorbereiten. Dazu gehört neben der richtigen Reiseplanung und Ausrüstung vor allem auch die optimale körperlich Vorbereitung. „Das geht nicht von heute auf morgen. Ein paar Jahre Bergerfahrung sowie die je nach Tour notwendigen alpinen Fähigkeiten in Fels und Eis muss man mitbringen. Und man muss fit für die Höhe sein“, sagt Bergführer Rupert Hauer, der seit 2007 für den DAV Summit Club die Gruppen in die Höhe begleitet. „Zu uns kommen beispielsweise Marathonläufer, die meinen, sie können mit ihrer Fitness auch schnell mal auf einen hohen Berg gehen. Aber da stoßen sie ebenso schnell an ihre Grenzen, weil einfach die Belastung eine ganz andere ist. Die Ausrüstung ist schwer und ungewohnt, man muss langsam gehen in der Höhe und die extreme Belastung dauert mehrere Tage. Die ganzen Sportler, die da powern wollen, tappen da ganz schnell in die Akklimatisationsfalle!“

Christoph Schnurr
Schwindel, Übelkeit und Appetitlosigkeit sind erste Anzeichen von schlechter Akklimatisation und können auch schon bei geringer Höhe von ca. 2500 Metern auftreten. Wen die Höhenkrankheit dann richtig erwischt, für den kann es schnell lebensbedrohlich werden. „Gezieltes Ausdauer- und Krafttraining und die langsame, stufenweise Anpassung des menschlichen Organismus an den erniedrigten Sauerstoffpartialdruck in der Höhe ist deshalb Grundvoraussetzung für eine genussvolle, längere Reise in Höhen ab ca. 3000 Meter aufwärts“, erklärt Dr. Christoph Schnurr, Leiter des Bereichs Expeditionen beim DAV Summit Club. Die Bergsteigerschule des Deutschen Alpenvereins bietet hierfür interessierten Höhenbergsteigern und Trekkern ganz spezifische Vorbereitungskurse an.

Alix von Melle, Foto Stitzinger
Auch Alix von Melle, die schon so oft in großen Höhen unterwegs war, muss sich immer wieder neu auf jede Tour vorbereiten: „Der Körper speichert das leider nur sehr bedingt ab, man muss jedes Jahr wieder ganz langsam anfangen. Ich vertrage die Höhe relativ gut und bin auch noch nie krank geworden, aber das kann trotzdem immer passieren.“ Sie treibt regelmäßig Sport, aber die intensive Vorbereitung beginnt für sie rund ein halbes Jahr vor der Tour. „Man sollte ähnliche Belastungen trainieren, mit denen man sich dann auch auseinandersetzen muss, also schon vier bis fünf lange Ausdauereinheiten pro Woche. Am besten mit Einheiten in der Höhe. Vor allem bei Reisen, wo man mit dem Auto oder Flieger schon in großer Höhe ankommt und sich nicht langsam hocharbeiten kann, sollte man vorher unbedingt gut angepasst sein.“ Wenn sie beruflich sehr eingespannt ist und keine Zeit hat, in die Berge zu fahren, um in der Höhe zu trainieren, nutzt sie die Höhenkammer bei Globetrotter in München zum gezielten Akklimatisationstraining. „Ich bin zwar überhaupt keine Indoor-Sportlerin, aber das ist wirklich eine gute Alternative zur Vorbereitung“, sagt sie und freut sich schon auf ihre nächste 8000er-Expedition voraussichtlich im Frühjahr 2014. Petra Rapp
 

Die 10 Akklimatisationsregeln:

Quelle: DAV Summit Club


Höhentraining mitten in München:
Die Globetrotter Filiale am Isartorplatz bietet allen, die eine Reise/Expedition in höhere Regionen planen, eine Kälte- und Höhenkammer für perfektes Höhentraining und -Diagnostik. Nach einem durchgeführten Höhentauglichkeitstest kann man sich hier unter simulierter Höhe gezielt und stufenweise auf Laufband. Fahrrad-Ergometer, Crosstrainer oder Stepper unter professioneller Aufsicht vorbereiten und vorakklimatisieren. Preise: Höhentauglichkeitstest: 59,-- €, 10er Karte Höhentraining à 90 Minuten: 399,-- €. Infos und Buchung: www.globetrotter.de/muenchen; hoehenttraining-münchen@globetrotter.de. Kontakt für den Höhentauglichkeitstest: www.bctropen.de

Vortragsserie:
Von November bis März veranstaltet Globetrotter in München eine fünfteilige Vortragsserie „Optimale Vorbereitung auf Trekking und Höhenbergsteigen“. Verschiedene Aspekte wie Akklimatisation, Höhenmedizin, Ausrüstung, Training und Reisemedizin werden in den jeweils 60-minütigen Vorträgen von Experten eingehend beleuchtet. Beginn jeweils um 20.30 Uhr, Preis 10 €
Erster Termin: 6.11. 2013. Luis Stitzinger und Alix von Melle zum Thema „Akklimatisation und Höhentaktik beim Trekking und Höhenbergsteigen.
Alle weiteren Termine, Kartenverkauf und Reservierung unter www.globetrotter.de/muenchen


Reisetipp: Von „0 auf 8000“ mit Seven Summits 
Der DAV Summit Club bietet in seinem neuen Programm „Bergreisen weltweit 2014“ neben zahlreichen anderen attraktiven Trekking- und Expeditionsreisen ein Spezialprogramm „Von 0 auf 8000“. Das Programm soll den richtigen, mehrjährigen Weg vom Basiskurs bis zur Besteigung eines Achttausenders aufzeigen. Angeboten werden entsprechende Vorbereitungs- und Trainingskurse. Als Highlight für alle, die sich schon einem 8000er gewachsen fühlen werden erstmals Expeditionen zu den sieben höchsten Bergen der Kontinente angeboten. Infos und Buchungen unter www.dav-summit-club.de. Bei Buchungen bis Ende November gibt es noch 3 Prozent Frühbucherrabatt.

Der Beitrag ist auch auf der TZ Draußen-Seite erschienen.