Paddelnd die Natur entdecken - Flusswandern auf Bayerns Gewässer wird immer beliebter

Foto Klepper
Ein bisschen wackelig ist es schon, bis man in so einem Boot sitzt und seine Utensilien darin verstaut hat. Und es dauert auch eine Weile, bis zwei Paddelneulinge in so einem Kanu oder Kanadier den richtigen und gleichmäßigen Paddelrhythmus gefunden haben. Wenn dann aber die Bewegungen im Einklang fließen und damit auch das Boot im Wasser, ist er ganz plötzlich da, dieser Flow, von dem alle Paddler und Bootswanderer schwärmen. Und mit ihm dieser Naturgenuss, den man beim Flusswandern erlebt, wenn das Wasser und die wechselnden Uferlandschaften plötzlich aus völlig neuer Perspektive erscheinen, innere Ruhe einkehrt, man eins wird mit den Enten auf dem Wasser und man sich mit der Strömung auf dem naturbelassenen Fluss dahingleiten lässt. Wer sich dann auf einem naturbelassenen Fluss auch ruhig verhält, kann hier Tiere entdecken, die er zu Fuß niemals sehen würde. 

Flusswandern ist eine ganz besondere Art der Fortbewegung, die immer mehr Menschen in ihrer Freizeit für sich entdecken. Angebote und Möglichkeiten dafür gibt es in Deutschland eine Menge: von der 2-stündigen Einsteigertour, dem organisierten Tagesausflug mit Kindern als spannendes Piratenabenteuer, zum mehrtägigen Weitwandertrip samt Übernachtung in Gasthäusern, am Campingplatz oder in der Wildnis bis hin zu interessanten Kombi-Angeboten wie Kanufahrten für Weinliebhaber inklusive Weinverkostung, Kanu-/Radtouren oder geführten Paddeltouren mit kulturellem Sightseeing an Land.

Welche Gewässer man wählt, hängt vom jeweiligen Anspruch an die Tour ab. Allein Niedersachsen und Bayern besitzen mit 18 bzw. 17 Prozent die höchsten Anteile an kanugeeigneten Gewässern in Deutschland, in Bayern sind allein 3020 Kilometer der Flüsse befahrbar. Wer Naturgenuss und Ruhe sucht sowie Paddeleinsteiger sollten aber wild fließende Ströme meiden. 

Unsere Redaktion stellt Ihnen beliebte Fluss-Wanderreviere in Süddeutschland vor:

TVB Altmühl
Naturpark Altmühltal
Auf insgesamt 152 Kilometern durchfließt die Altmühl das Altmühltal und ist ideal für Kanuanfänger und Familien. Vorbei geht die Fahrt an einmaligen Naturschönheiten wie den „Zwölf Aposteln“ bei Solnhofen oder der bekannten „Gungoldinger Wacholderheide“. Bootsrutschen auf der Strecke versprechen Wasserspaß. Erfahrene Kanuten können auf der Altmühl bei Dietfurt in den Main-Donau-Kanal einfahren und auf der großen europäischen Wasserstraße neben Fracht- und Passagierschiffen paddeln. Die Altmühl bietet für Bootswanderer einen umfassenden Service: es gibt großzügig angelegte Ein- und Ausstiegsstellen, zahlreiche Stationen verleihen Kanus, Kajaks oder Kanadier und übernehmen neben dem An- und Abtransport der Boote auch den Transfer der Urlauber und des Gepäcks. www.naturpark-altmuehltal.de; www.san-aktiv-tours.de

Bootswandern auf dem Inn
Perfekt paddeln oder Paddeln lernen kann man im Chiemgau auf dem Inn und seinen Mündungsarmen Kaltenbach und Mangfall. Jeden zweiten Donnerstag bis Sonntag werden hier bis Oktober ab der Rosenheimer Innlände Kanadier-Einsteigerkurse angeboten. Wer will, kann auch auf einer geführten Kanadier-Tagestour für Anfänger auf dem Inn von Rosenheim nach Wasserburg paddeln und dort im Anschluss die schöne Altstadt besichtigen. www.chiemsee-alpenland.de/erleben/Wassersport

Foto: TVB Oberpfälzerwald
Bootswandern auf Naab und Regen
Die Oberpfalz bietet mit den Flüssen Naab und Regen zwei perfekte Reviere für Paddelanfänger und Fortgeschrittene. Eine Kanutour im Arberland auf dem naturbelassenen Fluss Regen gehört wohl mit zu den schönsten Erlebnissen im Bayerischen Wald. Von Nittenau nach Ramspau durchquert man hier das magische Geisterdreieck der Burgen im Regental. Kleine Inselwelten, der ursprüngliche Verlauf und die stillen Seitenarme machen die gut 100 Kilometer lange Naab zu einem der schönsten Flüsse Bayerns. Sie fließt gemütlich in ihrem natürlichen Bett und ist ideal in fünf Etappen zu paddeln. www.oberpfaelzerwald.de

Bayerischer Wald
Nach dem Wander- und Radwander-Boom der letzten Jahre hat man nun im Bayerischen Wald eine neue Art des Wanderns für sich entdeckt: Das Bootswandern erfreut sich größter Beliebtheit. Hier finden Vom Blaibacher See bis zur Mündung in die Donau bei Regensburg – insgesamt 107 Kilometer – Bootwanderer ideale Bedingungen vor. Wer will, kann neben idyllischer Natur auf dem Wasser auch kulturelle Highlights am Rande des Weges genießen. Anbieter und Experten von Bootswanderungen unter www.bayerischer-wald.de/Erleben/Sommer-aktiv/Wasser/Bootswandern


Die Bootstypen

Kajak: Ein Kajak gehört zu den strapazierfähigsten Booten und wird mit einem Doppelpaddel vorangetrieben. Hier gibt es eine Vielzahl an unterschiedlichsten Modellen. Vom hochsportlichen Wildwassermodell bis zum gemütlichen Tourenkajak, das meist mit Gepäckluken ausgestattet ist. Das Oberdeck ist bei Kajaks weitestgehend geschlossen. Ein Kajak, das vorne und hinten mit abgeschotteten Gepäckräumen ausgestattet ist, ist unsinkbar.

Foto: Prijon

Faltboot: Wie der Name schon sagt, lassen sie sich zusammenfalten und sind so sehr leicht im Kofferraum oder Packsack transportierbar. Der Aufbau dauert je nach Modell ca. 30 Minuten. Der Rumpf ist relativ robust. Faltboote werden meist in der Form eines Kanadiers angeboten.

Foto Rainbow apache

Kanadier: Wird auch oft nur Kanu genannt und mit einem Stechpaddel gefahren. Diese Bootvariante bietet am meisten Platz für’s Gepäck und hat ein sehr gutmütiges, aber weniger wendiges Fahrverhalten. Für Touren mit Familie also bestens geeignet.

Schlauchboote: Schlauchboote eignen sich für den Einsatz auf Seen und langsamen Fließgewässern. Sie gibt es in vielen Varianten, unter anderem auch als Kajaks und Kanadier. Geringes Gewicht und kleines Packmaß sind der große Vorteil, allerdings sollte es möglichst viele getrennte Luftkammern haben. Eine Pumpe und ein Notfall-Flickset sollte immer mit dabei sein.

Foto Gumotex

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Text: Petra Rapp