Am Puls der Zeit - Moderne GPS-Sportuhren sagen Laufsportlern, wo es lang geht

Foto: Suunto
Derzeit ist Hochsaison bei den Laufsportlern. Viele Wettbewerbe für ambitionierte Läufer stehen an, darunter auch der Münchner Marathon am 12. Oktober. Die heiße Trainingsphase bei allen, die dort am Start sein wollen, hat begonnen. Das merkt man auch hier im Englischen Garten. Es wuselt nur so vor eifrigen Joggern und so gut wie alle haben eine Pulsuhr am Arm, die ihnen dabei helfen soll, in der richtigen Belastungsintensität zu trainieren. 

Pulsuhren haben sich rasant entwickelt. Sie sind nicht nur optisch wesentlich ansehnlicher und kompakter geworden, sondern haben sich zu echten, inzwischen meist einfach zu bedienenden Trainingspartnern gemausert, die nicht nur Alarm läuten, wenn man zu schnell oder zu langsam läuft. Die jüngste Generation moderner Pulsuhren für ambitionierte Läufer misst die gelaufene Strecke mit GPS, die früher oft lästig lange Ortung des GPS-Signals geht dabei heute relativ schnell. Vom Funktionsumfang her sind die Uhren sehr unterschiedlich. GPS-Einsteigerpulsuhren, die es schon ab 100 Euro gibt, zeichnen neben der Herzfrequenz und dem Kalorienverbrauch meist Distanz und Tempo auf. Hightech-Geräte (ab ca. 350 Euro) bieten verschiedene Trainingsformen oder virtuelle Trainingspartner, Rundenzähler, Zwischenzeiten, Messung der Schrittlängenfrequenz oder auch Autopausen-Funktion an, die beispielsweise das Warten an Ampeln aus dem erfassten Training herausrechnet. Darüber hinaus werden die Laufanalysten mit Navigation, Kompass, Thermometer, Barometer sowie Bluetooth und WLAN bedient, um die Laufergebnisse umgehend via App an die entsprechende Community zu senden. Sehr angenehm: Bei manchen Modellen (z.B. Epson Runsense SF 810) ist die Kontrolle des Pulses dank integriertem Sensor sogar ohne Brustgurt möglich. 

Welche Ausstattung individuell wirklich notwendig oder sinnvoll ist, muss jeder Sportler für sich entscheiden. Wichtige Kaufkriterien sollten bei jeder Pulsuhr aber eine gute Passform mit möglichst einfacher Bedienbarkeit auch während des Laufens, ein gut lesbares Display, eine möglichst lange Akkulaufzeit und eine gewisse Robustheit sein. Petra Rapp


Im Gespräch: Triathlet Andreas Raelert

Andreas Raelert erklärt die Funktionen, Foto Epson
Durchtrainiert bis in die letzte Muskelfaser. Kein Wunder, der Mann ist einer der weltbesten Triathleten. Andreas Raelert war zweimal für Deutschland bei Olympia dabei, ist mehrfacher Ironman-Sieger, Vizeweltmeister und hält mit 7:41:33 Stunden, aufgestellt 2011 in Roth, immer noch die Weltbestzeit auf der Langdistanz. Er weiß, worauf es beim Ausdauertraining mit modernen Pulsuhren ankommt. Unsere Redaktion sprach mit dem 38jährigen. 

Trainieren Sie immer mit Pulsuhr?
Raelert: Ja, bei etwa 90 Prozent meines Trainings benutze ich heute eine Pulsuhr. 

Früher nicht?
Raelert: Bis Mitte der 90er Jahre war das eher selten, dass man mit Pulsuhr trainiert hat. Heutzutage ist es meiner Meinung nach für jeden Hochleistungssportler sowieso, aber auch für jeden ambitionierten Freizeitsportler Pflicht, sein Training nach der Herzfrequenz zu steuern. 

Verliert man da nicht ein bisschen das Gefühl für den eigenen Körper?
Raelert: Nein, ganz im Gegenteil. Vor allem unerfahrene Sportler, die intensiver mit dem Training beginnen wollen, haben meist noch nicht das notwendige Körpergefühl und brauchen für das Training Steuergrößen von außen. Hier sind die Herzfrequenzbereiche das ideale Mittel.

Was empfehlen Sie Sporteinsteigern?
Raelert: Zuerst sollte jeder eine sportmedizinische Untersuchung machen, um bestimmte Gesundheitsrisiken auszuschließen. Wenn man das „Go“ vom Arzt hat, regelmäßig und intensiver zu trainieren, empfiehlt es sich, seine persönlichen Herzfrequenzbereiche und Trainingsziele zu eruieren. Darauf aufbauend kann dann ein individueller Trainingsplan erstellt werden. Das lässt sich am besten mit Hilfe von Sportärzten, Trainern oder anderen kompetenten Beratern realisieren.

Und dann?
Raelert: Dann trainiert man am besten mit einer Pulsuhr. Das ist das beste Hilfsmittel, um vom ersten Moment an effektiv zu trainieren und seine Ziele zu erreichen. Dafür muss man heutzutage wirklich kein „Techie“ sein. Die modernen Pulsuhren sind meist selbsterklärend und relativ einfach zu bedienen. 

Und wird dann zum Sklaven seiner Uhr oder des virtuellen Trainingspartners?
Raelert: Nein, aber man sollte sich nicht komplett auf die Technik und deren Möglichkeiten versteifen. Diese können sehr motivierend sein und sind sicher ein gutes Hilfsmittel, aber der Körper ist keine Maschine und nicht jeder Tag ist gleich. Trainieren muss man immer noch selbst und bei jedem Training sollte der Spaß im Vordergrund stehen. Und wenn einen die Technik dann ab und zu nervt und man nicht ständig unter Kontrolle sein will, dann lässt man die Uhr halt mal weg.

Interview: Petra Rapp



INFO: Pulsbereiche berechnen

Wer sich im Lauftraining nicht über- oder unterfordern will, sollte seine Herzfrequenzbereiche kennen. Die exakten Werte lassen sich am besten bei einer sportmedizinischen Untersuchung feststellen. Für Trainingseinsteiger gibt es aber zur Berechnung auch Standard-Methoden, die zwar nicht so genaue Resultate liefern, aber durchaus brauchbar sind. Den Ruhepuls misst man am besten am Morgen unmittelbar nach dem Aufwachen im Liegen. Bei untrainierten Personen liegt er etwa bei 70 (Männer) und 75 (Frauen) Pulsschlägen pro Minute. Je mehr Ausdauer man trainiert, umso niedriger ist der Ruhepuls. Der Maximalpuls wird nach der einfachen Formel 220 (Männer), bzw. 226 (Frauen) minus Alter = Maximalpuls berechnet. Pulswerte sind aber immer ein sehr individuelles Maß und können deshalb stark von diesen Standardwerten abweichen.


Modellbeispiele:


Kompakter, leichter GPS-Trainingspartner mit allen technischen Finessen, 20 Std. aktiver Akkulaufzeit sowie integriertem, optischen Sensor, der den Brustgurt überflüssig macht:

die neue Runsense SF 810 von Epson, ab November 2014 für 349,99 Euro (UVP) im Handel, www.epson.de.

Die neue Ambit 3 Sport von Suunto verfügt u.a. über einen eingebauten Fitnesstracker. Damit werden Schritte gezählt und die täglich verbrauchten Aktivitäten gemessen. Dank Bluetooth lässt sie sich mit Smartphones vernetzen und die Fitnessdaten können so von der GPS-Uhr drahtlos an das Online-Analyseportal Movescountgesendet werden. Ein neuer Brustgurt macht die Herzfrequenz-Messung auch im Wasser möglich.

UVP 399,-- (mit Brustgurt), www.suunto.de
Die neue Fenix 2 von Garmin lässt sich durch vordefinierte Profile für eine Vielzahl von Sportarten nutzen und bietet neben Track- und Wegpunktnavigation auch Funktionen zur Laufstilanalyse. Mit GPS, Höhenmesser, Barometer, Kompass, Temperatursensor, ANT+, Bluetooth, Navigationsfunktionen.

Preis 399,-- (449,-- mit Brustgurt), www.garmin.de