Sicher wandern im Herbst: Ehrliche Selbsteinschätzung und richtige Routenwahl hilft Unfälle zu vermeiden

Foto: Petra Rapp
Jeder warme Sonnenstrahl, den dieser Herbst beschert, ist nach dem ziemlich verregneten Sommer Balsam für die Seele. Und solch goldene Wochenenden, wie es das vergangene in weiten Teilen Bayerns war, lockt hinaus und hinauf in die Berge. „Indian Summer“-Stimmung mit goldgelb oder rot gefärbten Bäumen, klare, kühlere Luft, die oft grandiose Aussichten beschert und Gipfel, die meist bei weitem nicht so stark frequentiert sind wie im Sommer. Auch das Wetter ist meist stabiler und die Gewittergefahr nicht so hoch. Also raus, bevor der Schnee auch in die tiefere Lagen kommt. 

Foto: Petra Rapp
Weil aber der Herbst mit oft rutschigeren Wegen, früher einsetzender Dunkelheit sowie geringeren Temperaturen so seine Tücken birgt, sollten Wanderer und Bergsportler ihre Touren gut planen. Denn immer häufiger kommt es laut neuester Bergunfallstatistik des Deutschen Alpenvereins in den Bergen zu Unfällen. Vor allem die Zahl der Bergsportler, die an Klettersteigen gerettet werden müssen, stieg rasant an. Die Zahl der tödlichen Unfälle ist aber erfreulicherweise rückläufig. Ein Trend durch alle Bergsportdisziplinen und unabhängig von der Schwere der Unfälle: Viele Unfälle und Notfälle sind auf die Überforderung der betroffenen Bergsportlerinnen und Bergsportler zurückzuführen. Um diese zu vermeiden und bei der Tour auch mehr Spaß zu haben, hängt neben der richtigen Ausrüstung vor allem von der ehrlichen Selbsteinschätzung der Bergsportler und der dazu passenden Tourenwahl ab. 

Ein gutes Hilfsmittel dafür ist die DAV BergwanderCard (kostenloser Download www.alpenverein.de/DAV-Services/Broschueren/). In sechs Schritten können Bergsportler hier ihre Kondition und Trittsicherheit einschätzen. Sie erhalten dann ein persönliches „Leistungsprofil“ und können anhand einer Tabelle sehen, welche Touren für sie geeignet sind. Grundlage dafür sind die AV Wegekategorien, sprich die Einteilung der Wege in die von Skipisten bekannten Schwierigkeitsstufen blau – rot – schwarz. Diese Zusatzinformation ist in immer mehr Karten, auf Wegweisern und im Internet zu finden. Der DAV empfiehlt: „Im Zweifelsfall gilt: Wählen Sie eine Tour aus, die Sie von den Höhenmetern, der Länge und der Schwierigkeit auf jeden Fall bewältigen können!“ Petra Rapp



Die markierten Wegekategorien der Alpenvereine

BLAU: Einfache Bergwege. Sie sind überwiegend schmal, können steil angelegt sein und weisen keine absturzgefährlichen Passagen auf.
Tipps:
- Auch auf einfachen Bergwegen Schuhe mit rutschfester Profilsohle verwenden!
- Keine Wegabschneider nutzen!
- Geeignet für Familien, Anfänger und Genießer!

ROT: Mittelschwere Bergwege. Sie sind überwiegend schmal, oft steil angelegt und können absturzgefährliche Passagen aufweisen. Es können zudem kurze versicherte Gehpassagen (z.B. Drahtseil) vorkommen.
Tipps:
- Mittelschwere Bergwege nicht unterschätzen! Stimmt die Selbsteinschätzung?
- Teilweise ausgesetzte Stellen! Dort sind Trittsicherheit und Schwindelfreiheit nötig!
- Für Ungeübte nur mit erfahrener Begleitung zu empfehlen!

SCHWARZ:
Schwere Bergwege sind schmal, oft steil angelegt und absturzgefährlich. Es kommen gehäuft versicherte Gehpassagen und/oder einfache Kletterstellen vor, die den Gebrauch der Hände erfordern. Trittsicherheit und Schwindelfreiheit sind unbedingt erforderlich.
Tipps:
- Auf schweren Bergwegen insbesondere in schwierigen Passagen Stöcke am Rucksack verstauen!
- Bei Gewittergefahr Drahtseile und exponierte Stellen frühzeitig meiden!
- Nur für Bergwanderer mit viel Erfahrung und bergsteigerischen Ambitionen!

ALPINE ROUTEN: Sie führen in das freie hochalpine Gelände. Sie werden weder markiert noch gewartet. Alpine Routen erfordern ausgezeichnetes Orientierungsvermögen, sichere Geländebeurteilung und hochalpine Bergerfahrung.
Tipps:
- Auf Alpine Routen neben Karte und Führer auch Kompass und GPS mitnehmen!
- Nicht alleine unterwegs sein!
- Nur bei guter Sicht aufbrechen!
- Regelmäßig eigenen Standort bestimmen!


Erste Hilfe für Bergsportler
Sollte bei einer Tour ein Unfall passieren, ist der Weg bis zur nächsten Hütte oder ins Tal manchmal sehr weit. Ein Mobiltelefon hilft zwar dabei, schnell Hilfe anzufordern (Notrufnummer europaweit 112), aber bis zum Eintreffen der organisierten Rettung kann dennoch einige Zeit vergehen. Deshalb sollte jeder Bergsportler die wichtigsten Regeln der Ersten Hilfe kennen und sie auch anwenden können! Alles Wissenswerte dazu gibt es in der kostenlosen Broschüre „Erste-Hilfe-für-Bergsportler“, die vom Deutschen Alpenverein in Zusammenarbeit mit der Bergwacht Bayern erstellt wurde. Download unter: www.alpenverein.de/DAV-Services/Broschueren/

Foto: Gehört in jeden Rucksack: ein Erste-Hilfe-Set (UVP 17,95 €, www.deuter.com)