Beste Freunde, beste Bergerlebnisse - Beim Hunde-Urlaub lernen und profitieren Hund und Herrchen

Foto Beate Hitzler
Wer mit seinem Hund die Berge erobern will, sollte ein eingespieltes Team sein und Wissen, worauf es ankommt. Das lässt sich am besten in hundefreundlicher Umgebung lernen. Autorin Beate Hitzler hat sich mit ihrem Hund auf den Weg gemacht: zu einem Aufenthalt am Bauernhof und Berg mit Lerneffekt.

Ein Haufen frischer Hirschkuh-Knochen. Auf einen Schlag hat Heinz, Jäger und Inhaber des Landgut Moserhof in Kärnten, vier neue ‚allerbeste‘ Freunde. Während die Vierbeiner begeistert losnagen, erklärt Heinz das Programm: „Erst mal Einrichten in den Almchalets. Eure Lieblinge finden dort Hundehütte, Körbchen, Decke und Napf. Dann ein kurzer Rundgang vom Wellnesshäusel zum Hundebadestrand am Wildwasserfluss Möll, der durchs 200 Hektar große Anwesen fließt, bis rüber zur Reitanlage und den Stallungen mit über 40 Pferden, dazu Ziegen, Schafen, Hasen, Hühnern und Meerschweinchen. Wer mag, macht mit mir noch einen kurzen Spaziergang zur Weide.“ Bei so viel Abwechslung in diesem sonnigen Talabschnitt beim Örtchen Penk vergessen wir fast, weshalb wir hier sind: Abschalten, Auftanken, dazu Hunde-Training mit den renommierten deutschen Ausbildnern Tina Falke und Jörg Ziener, die uns für Bergtouren fitmachen sollen.

Doch bis es morgen an die ersten Trainingseinheiten geht, ist erst mal hundetaugliches Entspannungsprogramm dran: Eine Wanderung auf den Danielsberg, einen uralten Kraft- und Kultplatz mit keltischen Schalensteinen. Gegenüber auf dem Sonnenhang geht es mit Heinz und den Hunden ein Stück des Alpe Adria Trail entlang, der in 43 Etappen vom Großglockner bis nach Muggia bei Triest führt. Auf unserem Stück auf Etappe Nr. 9 erfahren wir von Heinz, wieso das Thema Hund für ihn und seine Frau Gerhild so wichtig ist: „Über 500 Jahre ist nun der Hof schon im Familienbesitz“, erzählt er, „und seither gab es immer Hunde. Ich bin mit Hunden aufgewachsen. Alle meine Hannoverschen Schweißhunde, wie unser Heiko, sind mir nützlich für die Jagd. Für die Familie, den Hof und auch die Gäste sind sie ein Segen!“ Da zudem auf dem Gut 50 Prozent der Gäste mit ihrem Liebling anreisen, war es für Heinz und Gerhild an der Zeit, sich fürs tierische Klientel so richtig stark zu machen. In ihrem neugeschaffenen ‚Kompetenzzentrum Mensch & Hund‘ sind Schnuppertage und spezielle Trainingswochen im Angebot, die unter anderem auch ideale Vorbereitung für den Hundeführerschein sind. Der ist bereits Pflicht für Neuhundebesitzer in Niedersachsen. Neben den Trainingseinheiten steht ein Tierarzt für Fitnesschecks parat, zeigt naturheilkundliche Behandlungswege und hilft beim Zusammenstellen einer Hundeapotheke samt Homöopathie. 

Heinz und Gerhild vom Landgut Moserhof in Penk, Fotos Hitzler

Tags darauf wird mit den Trainern Tina und Jörg auf der Freilaufwiese geübt: Während Christina das ‚Leinerappeln‘ für mehr Aufmerksamkeit und weniger Leineziehen wiederholt, üben wir mit Leckerli und Signal ‚hinten‘ das enge Hundeführen hinterm Rücken. Am Nachmittag arbeiten wir an unserer eigenen Körperhaltung und Feinfühligkeit, sensibilisieren und drehen an ‚kleinen Schrauben‘ für Verhaltensänderungen für Mensch und Tier. Wie wertvoll sie für entspannte und stressfreie Wanderungen und Bergtouren sind, erfahren wir im Wald bei einer kleinen Bergtour: ‚Lange Leine‘ und Distanzkontrolle, ‚sitz‘ aus der Bewegung – unsere Übungen kommen an und wir werden als Team immer besser, verinnerlichen Jörgs Tipp der zwei ‚Vs.‘: Vorausschauend handeln und verantwortungsvoll agieren.

Tina und Jörg, aber auch Heinz und Gerhild haben alles richtig gemacht. Hund und Frauchen fühlen sich im Landgut pudelwohl, wir nehmen gemeinsam das Glück aus dem Urlaub mit nach Hause. Nur beim nächsten Besuch tauschen wir das komfortable Chalet am Badeteich gegen die Ampferhütte, die zum Landgut gehört und auch an Hundefreunde vermietet wird: Ohne Strom und Internet auf 1800 Metern liegt sie – ganz nah und mitten drin in vielen schönen Bergtouren. 

Kontakt: Landgut Moserhof, Moos 1, A-9816 Penk / Reisseck, Tel: +43(0)4783 2300, info@landgut-moserhof.at, www.moserhof.net oder www.glückliche-Hunde.at


Mit Hund am Berg – Expertentipps
Jörg Ziener, K. Falke, Foto Hitzler

Jörg Ziemer und Kristina Falke (www.ziemer-falke.de) sind behördlich zertifizierte Hundetrainer, dazu Trainerausbildner und Leiter von Hundeschulen. Hier einige Tipps der beiden, auf was Sie beim Bergausflug mit Ihrem Vierbeiner achten sollten:

* Genauso wie es für Sie als Mensch gilt, gehören Alter, Konstitution, Kondition und Körperumfang Ihres Vierbeiners berücksichtigt. Ebenso sollten Sie die Reize (Wild, Kühe, Haustiere um die Almen herum) kennen, die Hunde speziell im alpinen Bereich locken.
* Um schmale Bergpfade mit Abgrund und Begegnungen sicher zu meistern, sollte Ihr Hund kontrolliert und direkt hinter Ihnen an der Leine gehen können. 
* Überbelastungen vermeiden: In der Knochenwachstumsphase beim Hund, (die bis 1,5 Jahre dauern kann), sollten Sie keine zu langen und schweren Bergtouren unternehmen um besonders die Gelenke zu schonen. Das gilt auch bei sehr großen, schweren und alten Hunde. Übrigens: Auch Hunde können Muskelkater bekommen.
* Besser als ein Halsband ist ein Brustgeschirr, an dem Sie Ihren Hund an mehreren Fixpunkten am Rücken führen können.
* Seilbahn-, Sesselliftfahren usw. übt man als Mensch-Hundeteam am besten erst ohne fremde Gäste ‚an Bord‘. Evtl. sollten Sie sich vorher mit den Lift-Mitarbeitern absprechen. 
* Hunde müssen sich von ihrem Balancegefühl und ihren Pfoten her erst an Geröll und Felsenuntergrund gewöhnen und können sich bei zu langen Touren Entzündungen und Wunden zuziehen. Zur Vorsicht Hundeschuhe einpacken, schon längere Zeit zuvor ans Tragen gewöhnen (bei Verletzung ist es zu spät) und mit kürzeren Bergtouren beginnen.
* Kuhalmen sollten Sie mit ihrem angeleinten Hund zügig überqueren, besser umgehen. Mutterkühe mit Jungtier fühlen sich oft schnell bedroht und können sehr angriffslustig werden. Die Alm möglichst nicht betreten oder großen Respektabstand halten. Kommt eine aggressive Kuh dennoch näher, leinen Sie ihren Hund ab und gehen zügig voraus.
* An Flüssigkeit/Trinken denken: Hunde „schwitzen“ nur über ihre Zunge und ihre Fußballen. Wer in der Höhe selbst kurzatmig wird, muss wissen, dass es dem Hund ähnlich geht.
* Mit dabei haben: Wasser, (je nach Belastung Energy-) Futter, eine Hundeapotheke mit Traumeel, Gazepads, selbstklebende Binden. Ein Dreieckstuch hilft bei Notfällen, die Schnauze zu fixieren. 
* Bei Wind und kurzem Fell kühlen Hunde schneller aus und heizen bei Sonne schneller auf. Für längere Gletscher-Touren braucht ihr Hund eine Hundebrille, da er noch näher am reflektierenden Schnee ist und seine Augen wie die der Menschen gefährdet sind!
* Hochalpine Bergrouten vorher gut checken. Sie haben für Hunde oft unpassierbare Stellen bei denen es teils nur mit einem Seil weitergeht oder geklettert werden muss. Hunde sind zwar geschickt im Gelände und von ihren Instinkten gut geleitet. Sichern sie ihn trotzdem per Geschirr mit Tragegriff auf Graten und Steilhängen, am Gletscher und über Felsstufen. Da Hunde auch aus Brustgeschirren herausschlüpfen können, sind zum Abseilen nur solche Systeme geeignet, die auch Rettungshunde tragen.


Weitere Hundereise-Angebote:

* www.feuer-eis-touristik.de (in Weißach am Tegernsee) hat die neue, sanfte Alpenüberquerungs-Wanderwoche mit Hund im Angebot: Sie führt vom Tegernsee über Hochfügen bis Sterzing. 
* Full Service für den Bello bietet der 5 Sterne Superior-Hotel Alpenhof Murnau, www.alpenhof-murnau.com.
* Spezialwochen und Alm-Hunde-Führerschein über das Sonnenhotel Zaubek auf der Gerlitzen Alpe in Kärnten, www.sonnenhotel.com.
* Im Waidringer Hof im Pillerseetal, werden im ersten Tiroler Glückshotel Hunde im Urlaub alltagtauglich gemacht. www.glueckshotel-tirol.com
* Im Ritzlerhof Selfness & Genuss Hotel in Sautens (Tiroler Ötztal) gibt es einen Hunde-Komplett-Service für Skifahrer, bei dem die Lieblinge den ganzen Tag über versorgt, betreut und ausgeführt werden, www.ritzlerhof.at.
* Graubünden hat eine eigene Webseite für Hundewanderer mit tollen Touren- und Gastgeber-Tipps, www.graubuenden.ch/ferien-urlaub-hund.html
* In immer mehr AV-Hütten und auch den SAC-Hütten in der Schweiz dürfen nun auch Hunde übernachten. Telefonanruf genügt.