Trotz Krankheit aktiv bleiben - Münchner Initiative „Outdoor against Cancer“ will Betroffenen Mut machen

Petra Thaller in den Bergen, Foto Hans Herbig
Frühmorgens an der Isar. Petra Thaller (53) läuft einige Kilometer durch das Herbstlaub und macht zwischendurch immer wieder Kräftigungsübungen. Nur in den seltensten Fällen verzichtet sie auf diesen schönen Start in einen meist völlig verplanten Tag. Oft ist ihre Tochter Sara dabei. „Sie motiviert mich sehr, gerade an Tagen, wo ich mich eigentlich nicht dazu aufraffen kann.“ Sport hat die Journalistin und Herausgeberin eines Bergsport-Magazins immer viel gemacht. Sie war Ende 2014 noch auf einer Expedition und bestieg die 4884 Meter hohe Carstensz-Pyramide in Indonesien. Kurz danach dann die Diagnose: Brustkrebs. Amputation, Implantation, Chemotherapie, derzeit tägliche Bestrahlung der Brust sowie der Lymphabflüsse, danach Hormontherapie für die nächsten fünf bis zehn Jahre. Das volle Programm.

Foto: privat
Wie hat sie damals die Diagnose aufgenommen? „Klar war es ein Schock für mich, aber ich bin grundsätzlich ein positiver Mensch. Ich habe versucht, meinen Alltag zu leben, ganz normal weiter zu arbeiten, die alltäglichen Dinge wie Einkäufe, Haushalt etc. selbst zu erledigen. Für meine Kinder da zu sein, die zwar schon erwachsen sind, aber natürlich umso mehr spüren, wenn irgendetwas nicht in Ordnung ist. Das Behalten der Normalität ist sehr wichtig, um nicht in Depression oder Angstzustände zu verfallen. Und ich habe immer weiter Sport getrieben. Sport hat mir immer gut getan, warum nicht auch oder gerade während der Chemotherapie.“ Auch, wenn nicht alle das immer gut fanden, die Münchnerin ist gelaufen, in die Berge und auf Skitour gegangen, hat Gymnastik gemacht – alles, so gut es jeweils ging und sie sich dabei wohl gefühlt hat. „Wenn du deinen Körper nach wie vor spürst, wenn du fühlst, dass du stark bist und lebst, dann hilft das mehr als alles andere während der Therapie“, erzählt sie. 

Und Petra Thaller hat angefangen, sich intensiver mit dem Thema Sport und Krebs zu beschäftigen. Hat recherchiert, einige der über 2000 Studien zu diesem Thema gewälzt und dabei u.a. erfahren, dass die Überlebenschance bei Krebserkrankungen um 49 Prozent steigt, wenn man drei Mal pro Woche intensiv (abhängig von der eigenen Leistungsfähigkeit) für eine Stunde Sport treibt. 

Weil Petra Thaller ein Mensch ist, der nicht nur sich, sondern auch gerne mit vollem Einsatz etwas bewegt, hat die Münchnerin unter dem Motto „stay fit – get healthy“ das Projekt Outdoor Against Cancer (OAC) gegründet. Sie möchte, dass die an Krebs erkrankten Menschen rausgehen, sich nicht verstecken und die Freude und positive Wirkung regelmäßiger Bewegung an der frischen Luft, wo die Ansteckungsgefahr für das angegriffene Immunsystem wesentlich geringer als beispielsweise unter vielen Menschen in Fitnessstudios ist, selbst spüren. Das Projekt ist noch in der Aufbauphase, hat aber schon einige Unterstützer gefunden, so dass ab kommendem Winter bereits die ersten Programme angeboten werden können. Schneeschuhwandern, Skitourengehen, Wandern, Klettern mit Krebspatienten und deren Familien und Freunden sind in der Planung. Und Petra Thaller selbst? „Mir ist es wichtig, den Frauen persönlich zu vermitteln, wie stärkend Outdoor-Sport vor, während und nach der Krebstherapie für Körper, Geist und Seele ist.“ Ab 3. Dezember trainiert sie deshalb jeden Donnerstag um 15 Uhr selbst betroffene Frauen eine Stunde lang im 4F Circle/Outdoorfitnessstudio am Entenweiher in München.

Kontaktadressen:
● Outdoor against Cancer: www.outdooragainstcancer.de, www.petrathaller.de
● Segeln trotz Krebs: Die Segelrebellen, www.segelrebellen.com
● 4F-Circles, Outdoor-Fitnessstudios: http://www.playparc.de/produktwelten/4fcircle/4f-standorte/

Bleiben Sie in Bewegung!

Jedes Jahr erkranken derzeit in der Bundesrepublik Deutschland rund 500.000 Menschen neu an Krebs, rund 224.000 sterben jährlich daran. Über 2000 Studien belegen den positiven Einfluss von Bewegung in der Onkologie. Hier einige Statements dazu von Unterstützern des OAC-Projektes:

Dr. Rachel Würstlein

„Tun Sie es für sich und nicht nur gegen den Krebs. Bewegung macht und hält gesund.“ Dr. Rachel Würstlein, Geschäftsführende Oberärztin der Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe am Klinikum der LMU München

„Berufliche Belastung, Stress im Alltag – da ist es wichtig, dass man auch wieder öfter an seine Gesundheit denkt. Raus gehen, sich erholen, die Natur genießen – das wollen wir mit OAC und der Initiative „stay fit – get healthy“ unterstützen und fördern.“ Werner Riethmann Geschäftsführer LOWA Sportschuhe GmbH


Klaus Kranebitter

„Warum ich überzeugt bin, dass Bergsport für Krebspatienten wichtig ist? Bergsport bietet die Möglichkeit, körperliche Beanspruchung sehr flexibel zu gestalten. Von ganz sanften Aktivitäten bis hin zu technisch und konditionell anspruchsvollen Touren. Dies gilt für jede Jahreszeit und jede Bergsportdisziplin. Die einzige Konstante dabei ist, dass das Naturerlebnis immer gegeben ist. Die Ablenkung vom Alltag und Vitalität durch frische Luft sehe ich besonders für Krebspatienten als sehr wertvoll. 
Klaus Kranebitter, staatl. geprüfter Berg- und Skiführer (www.snowhow.infowww.klauskranebitter.com)



OAC-Termine:
● OAC-Vortrag auf der Alpinmesse Innsbruck, 07.-08.11.2015, www.alpinmesse.info
● Ab 3. Dezember 2016, 17 Uhr: Jeden Donnerstag Outdoortraining mit Petra Thaller für Frauen mit Krebserkrankung, 4F Circle/Outdoorfitnessstudio am Entenweiher, Isarauen Höhe Brudermühlbrücke, München, Kontakt pr@outdooragainstcancer.
● Amperzauber“ Mini-Eisarena, Winterzauber unter freiem Himmel: 25.12. bis 10. Januar 2016, www.vierwasser.de
Alle weiteren Projekte und Outdoor-Aktivitäten im kommenden Winter werden auf www.outdooragainstcancer.de und unter #stayfitgethealthy bekanntgegeben.


Buchtipp
Dr. Freerk Baumann, Sportwissenschaftler an der Deutschen Sporthochschule Köln und Unterstützer des OAC-Projektes, forscht und lehrt zur Bedeutung von Sport und Bewegung für Krebspatienten während der Krebstherapie, in der Rehabilitation und in der Nachsorge. In seinem Buch „Die Macht der Bewegung: Dem Körper wieder vertrauen nach einer schweren Erkrankung“ beweist er anhand der Ergebnisse zahlreicher von ihm geleiteter Studien mit Menschen, die schwer erkrankt waren, dass Wanderungen über Wochen für die Gesundheit von größter Bedeutung sind. Das Hauptaugenmerk seiner Forschung liegt auf der Nachsorge von Krebspatienten. Durch seinen bewegungstherapeutischen Ansatz lässt sich die Lebensqualität nachweislich steigern. Ein aufrüttelndes Buch, das aufklärt, informiert und nicht zuletzt alle Betroffenen und deren Angehörige motiviert und ihnen Mut macht. eBook, ISBN 978-3-641-04221-9, € 13,99, Irisiana Verlag

Petra Rapp