Unbürokratische Hilfsaktion - Priener Ärzteteam operiert kostenlos nepalesischen U19-Fußballnationalspieler

Roman Rasaili
„Träume nicht dein Leben, lebe deinen Traum“ heißt ein bekannter Aphorismus des italienischen Philosophen und Dichters Giovanni Domenico. Viel zu träumen hatten die Menschen in Nepal noch nie. Das Land gehört seit jeher zu den ärmsten der Welt und wurde vor genau einem Jahr besonders gebeutelt.

Mehr als 9000 Menschen kamen bei der Erdbeben-Katastrophe Ende April 2015 ums Leben, das Roman Rasaili hautnah miterlebte und knapp überlebte. „Es war schon alles ziemlich gespenstisch“, erzählt der 18jährige, der mit dick eingebundenem Knie auf der Couch von Freunden in Brannenburg liegt. 

Roman (links) mit einem Teil seinen U19-Nationalteams

Der Schock sitzt immer noch tief, das ist ihm deutlich anzumerken. Aber im Gegensatz zu vielen anderen in Romans Heimatstadt Kathmandu und in den vielen zerstörten Bergdörfern nahe dem Epizentrum hat Roman sehr viel Glück gehabt. Und er hat weiterhin große Träume: Er ist Spieler im nepalesischen U19-Nationalteam, will mit Fußball sein Geld verdienen und seine Familie ernähren. „Am liebsten natürlich in Europa“, sagt der aufgeweckte Teenager, der perfekt Englisch spricht.

In Europa ist er jetzt schon einmal, sogar ganz in der Nähe seines Lieblingsvereins FC Bayern München. Aber nicht, um Fußball zu spielen.


Dr. Helga Schaffer, Roman und Andreas Unsin in Prien
Dass er das aber in Zukunft hoffentlich überhaupt wieder kann, ist der Hilfe von zwei sehr engagierten Ärzten sowie Freunden in Brannenburg zu verdanken. In einer völlig unbürokratischen und kostenlosen Hilfsaktion brachten Andreas Unsin, Facharzt für Orthopädie und Chirurgie, und die Anästhesistin Dr. Helga Schaffer in einer aufwendigen OP im Gesundheitszentrum Prien das nach einem Kreuzbandriss ziemlich lädierte Knie des 18jährigen wieder in Ordnung. 

Jetzt wird er bei der befreundeten Kinderarztfamilie in Brannenburg, die Roman auf einer Trekkingtour im Annapurnagebiet im vergangenen November kennengelernt hat, wieder aufgegeppelt und mit intensiven Rehamaßnahmen fit gemacht. In Kürze läuft sein mühsam erkämpftes Visum aus und er muss zurück nach Kathmandu. Dort ist er in Sachen Rehabilitation für seinen Weg zurück auf das Spielfeld dann mehr oder weniger auf sich alleine gestellt. Denn professionelle medizinische Betreuung oder gezieltes Aufbautraining nach Verletzungen gibt es in Nepal selbst für das Nationalteam so gut wie nicht.
Roman bei Freunden in Brannenburg

Bessere Zukunftsperspektiven
„Für mich war es wichtig, dem Jungen mit der OP wieder eine Perspektive auf ein gesundes Leben zu geben. Ob der Traum vom Fußballprofi für ihn wahr wird, hängt von vielen Faktoren ab. Aber mit einem wieder belastbaren Knie hat er zumindest diese und auch andere Perspektiven“, sagt Andreas Unsin, der selbst einen fußballbegeisterten, talentierten Sohn im gleichen Alter hat. 

Auch, wenn man mit 18 noch träumen darf, Roman will in diesem Sommer auf jeden Fall auch eine Ausbildung als Trekkinguide machen, damit er zumindest in Zukunft als Sherpa in den Bergen arbeiten könnte. „Aber Fußballprofi, das wär’s halt…“, sagt er und freut sich sehr, als ihn Urlauber bei einem Besuch auf der Wochenbrunner Alm im Wilden Kaiser mit dem brasilianischen Fußballprofi Neymar vom FC Barcelona verwechseln. 

Petra Rapp