“Wie Snowboarden auf dem Wasser” - Wakeboarden hat sich in der Wassersportszene etabliert

Sie lassen sich von Lift oder Boot durchs Wasser ziehen, springen hoch in die Luft, drehen und verdrehen sich, stehen kopfüber und landen auf ihre kleinen Brettern – Wakeboarder beherrschen auch in diesem Sommer die Wasserskianlagen auf Bayerns Seen. Der dynamische Sport, der wie viele Trendsportarten seine Wurzeln in den USA hat, feierte in Deutschland mit der German Wakeboard Tour 1999 seinen großen Durchbruch. Seither hat sich der Sport breiten- wie leistungssportlich enorm entwickelt. 

Gregor Teicher, Foto privat
Einer, der seit sieben Jahren in jeder freien Minute begeistert auf dem Wakeboard steht, ist Gregor Teicher. Der beliebte Sky-Sportmoderator erklärt unseren Lesern seinen Lieblingssport.

Wakeboarden ist: Spiel, Spaß, Spannung! Falls jemand mit dem Begriff „Wakeboard“ wirklich gar nichts anfangen kann: Das ist wie Snowboarden auf dem Wasser, nur wird man dabei von einem Seil gezogen. 

Die Faszination des Sports: Es ist der perfekte Ausgleich zum Job, ideal zum Abschalten. Ich bin an der frischen Luft, habe Spaß und bekomme ganz nebenbei noch ein richtig gutes Workout. Und die gesunde Gesichtsfarbe gibt’s gratis dazu. Außerdem hat jeder Tag neue Herausforderungen. Selbst wenn man alle „Obstacles“ (= Hindernisse) der Anlage schon mal gefahren ist, erhöht sich stetig der Schwierigkeitsgrad der Tricks, die man auf ihnen zeigt. Nehmen wir mal einen „Kicker“ (= Schanze): Zuerst rutscht man da einfach nur so drüber, als nächstes baut man einen „one-eighty“ in der Luft ein (= 180/halbe Drehung) und dann vielleicht einen „three-sixty“ (= 360/ganze Drehung). Die „Cracks“ springen dann übrigens eher einen „seven-twenty“ (= 720/zwei ganze Drehungen). 

Die Szene: Die Wakeboard-Szene wächst und wächst! Angesichts des Suchtpotenzials auch kein Wunder. In Deutschland gibt’s circa 70 Anlagen, ein Dutzend davon in Bayern. Um diese Dichte werden wir im Ausland beneidet und da ist es dann auch kein Wunder, dass einige Bayern zur absoluten Weltspitze gehören: Weltmeister Dominik „Niki“ Gührs aus München oder Nico von Lerchenfeld aus dem Allgäu, um hier nur mal zwei zu nennen.

Tipps für Anfänger: Meine größte Empfehlung an „Rookies“: Wenn irgendwie möglich, sucht Euch kein sonniges Sommerwochenende für das „erste Mal“ aus. Da werdet Ihr lange anstehen, beim Start gleich ins Wasser fallen, wieder lange anstehen, wieder ins Wasser fallen – das frustriert erstmal! Mein Tipp: Lieber unter der Woche gehen, am besten gleich frühmorgens, wenn die Anlage öffnet. 

Gregor Teicher, Foto privat
Ausrüstung: Für den Anfang reichen die Leihboards an den Anlagen. Wenn man dann Blut geleckt hat und den nächsten Schritt gehen möchte, dann bekommt man ein gutes gebrauchtes Board mit Bindung schon für 150 bis 200 Euro. Beim Board ist es wichtig, auf die richtige Länge zu achten! Eine Schutzweste kostet zwischen 60 und 100 Euro. Kann man aber anfangs auch in der Regel kostenlos ausleihen. Das gilt übrigens auch für die Neoprenanzüge. Irgendwann kauft man sich dann die eigenen - in unterschiedlicher Dicke und Länge für unterschiedliche Luft- und vor allem Wassertemperaturen.

Lieblingsspots: In Bayern ganz klar der "WakeLake" in Wörth an der Isar. Hier stimmt einfach das Gesamtpaket. Toller See, anspruchsvolle Obstacles, herzliches und hilfsbereites Personal, gutes Gastroangebot und tiefenentspannte Rider. Da nehme ich gerne die Stunde Anfahrt aus München in Kauf. Aber am „Turncable“ in Thannhausen wird man mich diesen Sommer sicher auch oft finden – hier wurde nämlich im Winter am meisten in neue Obstacles investiert. Ansonsten natürlich der Ort, an dem für mich alles begann: Langenfeld im Rheinland. Vier große Lifte in einer einzigen Anlage mit zahllosen Obstacles – für mich schlichtweg die beste Anlage Deutschlands.

Wakeboarden rund um München: Mit maximal einer Stunde Fahrtzeit erreicht man nicht weniger als sechs richtig gute Cables: Aschheim, Geisenfeld, Gundelfingen, Kiefersfelden, Thannhausen und Wörth. Die Vorteile vom "WakeLake" habe ich schon beschrieben. Das "Wake & Groove" in Geisenfeld trumpft mit einem tollen Online-Check-In-System auf und ist ohnehin die modernste Anlage. Auch beim gastronomischen Angebot lassen die sich nicht lumpen. Top beim "Turncable" in Thannhausen: Zwei Lifte in einer Anlage! Einer mit, einer gegen den Uhrzeigersinn - das ist in Bayern ein echtes Alleinstellungsmerkmal! Und dadurch, dass der Betreiber viele neue Obstacles angeschafft hat, dürfte die Anlage diesen Sommer wieder als "the place to be" gelten. Dazu ein hervorragendes Gastroangebot und man kann hier auch übernachten, um gleich in der Früh „vom Bett aufs Brett“ zu starten - stark! Nicht zu vergessen das atemberaubende Panorama der Anlage in Kiefersfelden. Vom Hödenauersee aus bietet sich dem Rider ein irrer Blick auf das Kaisergebirge – vorausgesetzt natürlich, sie oder er hat da auf dem Wasser überhaupt ein Auge für. 

Foto: privat
Insidertipp: Den Mutigen gehört die Welt! Ein Spruch, der vermutlich generell für den Actionsport gilt, aber vor allem eben für‘s Wakeboarden. Immerhin ist Wasser unser Element und deswegen sind Stürze in der Regel völlig schmerzfrei, ja bisweilen bei Temperaturen um die 30 Grad sogar willkommen. Und sollte es einem auf dem Wasser zu schnell vorkommen: Keine Panik – anders als auf der Skipiste kann hier nicht plötzlich ein Baum oder ein anderer Fahrer vor Euch auftauchen. Also einfach laufen lassen…


INFO Wakeboard:

Alle Wakeboard-Spots in Bayern, Deutschland und Europa gibt es unter: http://www.surfda.com/wakeboard
Deutscher Wasserski- und Wakeboardverband: http://www.dwsv.de/
Viel Wissenswertes gibt es auch unter: www.wakeboards.de